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Legendäre Edelsteine:

Der Orlow-Diamant

Diamant
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Edelsteine zwischen Geschichte und Geschichten – die Kolumne von Silke Leicht

“Unsere heutige Geschichte hat das Zeug zu einem Klassiker – voller exotischer Schauplätze, Liebe und Verlust, schöner Männer und mächtiger Frauen entführt sie uns in die Weiten des russischen Kaiserreichs zu Zeiten Katharinas der Großen, der bedeutenden Herrscherin aus deutschem Hause, und ins  goldene Zeitalter des Hauses Romanoff.

Fürst Grigor Grigorjewitsch Orlow, Würdenträger am russischen Hof, hatte schon bessere Tage gesehen. 12 Jahre lang war er Katharinas Vertrauter und Geliebter, unterstützte sie beim Sturz des unliebsam gewordenen Gatten Peters III im Jahre des Herrn 1762 und schaffte ihn ihr schließlich gleich ganz vom Hals. 

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Als Belohnung für seine tatkräftige Hilfe belohnte ihn Katharina mit ihrer Gunst und einem ganzen Dorf in der Nähe von St. Petersburg, in dem er ein Schloss mit 600 Zimmern errichten ließ – Geld spielte offenkundig keine Rolle. Die erhoffte Hand zur Ehe jedoch verwehrte ihm die Kaiserin trotz heftigem Drängeln und dreier gemeinsamer Kindern.

Die Konkurrenz am Hofe war derweil nicht faul und Orlow verlor nach und nach seinen Einfluss – und schließlich auch den Platz in Katharinas Bett an Fürst Grigori Alexandrow Potjomkim (ja, der mit den Dörfern…). Was tun? Ein großzügiges Geschenk für die Herrscherin zur Rückgewinnung der geschwundenen Zuneigung musste her und fand sich in einem außergewöhnlichen Edelstein, der ihm im belgischen Antwerpen, von jeher Zentrum des europäischen Diamanthandels, angeboten wurde.

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Und was für ein grandioser Stein, einer Herrscherin würdig! Der Legende nach war er in einem Tempel im Süden Indiens ins linke Auge einer Statue der Gottheit Brahma eingesetzt (Brahma hatte auch ein rechtes Auge, aber davon ein anderes Mal). Mit 190 Karat Gewicht und der Größe und Form eines halben Hühnereis trug dieser prachtvolle Diamant den ehrfurchtgebietenden Namen „See des Lichts“ und ließ nicht nur die Augen Brahmas leuchten.
1750 hatte dieser schöne Stein einen namenlosen französischen Gauner zum indischen Glauben bekehrt, den er freilich nach dem erfolgreichen Diebstahl des Edelsteins schnell wieder ablegte. Über viele Umwege gelangte der Diamant nach Antwerpen und schließlich in den Besitz des Grafen Orlow – er hatte sich den Edelstein und die erhoffte Gunst der Kaiserin den stolzen Preis von 90.000 englischen Pfund und damit den Gegenwert eines Schlosses mit sehr vielen Zimmern kosten lassen.

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Das Kalkül ging auf und Katharina war begeistert vom funkelnden Liebesbeweis, verlieh ihm den Namen Orlow-Diamant und trug ihn fortan prominent auf ihrer Mütze, bevor sie ihn Jahre später ins Kaiserliche Zepter einfassen ließ. Dieses wurde 1784 vollendet und präsentiert den Diamanten unter dem doppelköpfigen Adler in seinem ursprünglichen indischen Rosen-Schliff mit rekordverdächtigen 321 Facetten.

Allerdings blieb da ein kleiner, nein großer Wermutstropfen: trotz des großzügigen Geschenks verweigerte Katharina dem Fürsten Orlow ein Wiedersehen und setzte weiterhin auf den fleißigen Potjomkin, den sie später als Liebe ihres Lebens bezeichnete und vermutlich sogar heimlich heiratete. Der unglückliche Orlow kam über diese Schmach nie hinweg und verbrachte den Rest seiner Tage gebrochen in einer Irrenanstalt.

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Die große  Liebe zwischen Katharina und Potjomkin nahm allerdings auch keinen guten Ausgang: am Ende zog sie ihm eine lange Abfolge junger Bettgenossen vor. Inzwischen sind sie alle schon lange nicht mehr unter uns – aber der Name Orlow lebt bis heute fort in einem einzigartigen Diamanten, der im Moskauer Kreml bestaunt werden kann.”

Ihre
Silke Leicht