Englands edle Blüte
Der berühmte Juwelier Cartier schuf zwei prachtvolle Blüten-Broschen für zwei hochwohlgeborene Schwestern, sich nahe und doch so verschieden: eine Rose für Margaret Rose Windsor und eine Jonquille- Blüte für ihre große Schwester, Queen Elizabeth II von England.


Diese Jonquille oder Narzisse, von Meisterhand fein in Platin gearbeitet, hat es in sich. Ihr Kelch besteht aus einem runden rosafarbenen Diamanten, dem wohl feinsten der Welt und 23,6 Karat schwer. Dieser einzigartige Edelstein wurde 1947 in einer Mine in Tanganjika, dem heutigen Tansania, gefunden, die dem kanadischen Geologen John T. Williamson gehörte. Williamson war ein glühender Royalist und Bewunderer der jungen englischen Thronfolgerin. So schenkte er Elizabeth den noch ungeschliffenen Edelstein anlässlich ihrer Hochzeit – ein stattliches Geschenk von unglaublicher Rarität und höchstem Wert.

1952 ließ Elizabeth den Stein schleifen und gab bei Cartier die Gestaltung der Brosche in Auftrag. Williamson wollte seinem Geschenk ursprünglich weitere rosafarbene Diamanten hinzufügen: nach dem Entwurf Cartiers wurden 170 rundgeschliffene Steine, 12 im Baguette- und 21 im Marquise-Schliff benötigt. Das entpuppte sich schnell als völlig unmöglich, denn pink Diamanten sind äußerst selten und machen weniger als 0,01 % aller geförderten Diamanten aus – man hätte bis Sankt Nimmerlein nach diesen Steinen suchen müssen! So beschenkte Williamson die Queen eben mit „gewöhnlichen“ weißen Diamanten in den gewünschten Schliffformen. Pragmatisch und großzügig zugleich: ein Mann ganz nach meinem Herzen! Diese Steine wurden alle in die Brosche eingearbeitet, um die Blütenblätter, den Stiel und die Blätter zu bilden – folgerichtig trägt das Schmuckstück bis heute den wenig poetischen Namen „Williamson-Brosche“.

Die Blumen-Freundin Elizabeth liebte ihre Narzisse sehr und trug sie bei vielen offiziellen Anlässen, Fernsehansprachen und den Hochzeiten ihrer Kinder. Manche dieser Ehen, die in Anwesenheit der Blütenbrosche geschlossen wurden, hielten nicht bis in alle Ewigkeit; aber die Narzisse steht bekanntlich für Wiedergeburt und Neuanfänge und ist daher heute an Elizabeths Schwiegertochter Queen Camilla zu bewundern.

Zu Ehren dieses außergewöhnlichen Schmuckstücks brachte die Royal Canadian Mint kürzlich eine reich verzierte Feinsilber-Münze heraus, welche eine stilisierte Nachbildung der Narzisse zeigt. Rosafarbene und weiße Kristalle zieren die Jonquille-Blüte auf der Vorderseite, auf der Rückseite ist König Charles zu bewundern. Nun, die Münze ist nur ein müder Abklatsch des Originals, aber näher werden wir Normalsterblichen der Williamson-Brosche wohl nie kommen. Und - oh weh - die Auflage von weltweit 6.000 Exemplaren ist auch bereits vergriffen!

Stellt sich nur die Frage, was den großherzigen Spender Dr. Williamson zu diesem überwältigend wertvollen Geschenk motivierte. Kannte er die zukünftige Queen persönlich? Oder wollte er mit dieser Gabe eine Privataudienz erreichen? Man weiß es nicht - er selbst hat sich nie öffentlich zu den Hintergründen seines Geschenks geäußert. Williamson verstarb bereits 1958 mit 50 Jahren an Krebs, seine kostbare Mine ging an seine drei Geschwister und wurde postwendend an den Diamanten-Multi De Beers verkauft. Doch in der „Williamson-Brosche“ lebt sein Name bis heute fort.

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