Wallis Simpson und der Panther

Edelsteine zwischen Geschichte und Geschichten – die Kolumne von Silke Leicht 

“Panther sind große Katzen, die getupft oder in elegantem Schwarz durch den Dschungel streifen und dabei vielleicht Baghira heißen. Ein weiterer bekannter Vertreter der Spezies war eher im Großstadt-Dschungel zuhause und zierte einst stolz das Handgelenk einer berühmten und berüchtigten Frau: Wallis Simpson, Herzogin von Windsor und verhinderte Königin von England.Ihr Panther-Armband ist vermutlich der bekannteste Armschmuck der Welt und Teil eines Dreiklangs von Großkatzen-Schmuckstücken, die das Pariser Juweliers-Haus Cartier für sie fertigte. Besetzt mit Brillanten und kalibrierten, d.h. genau auf Passform geschliffenen Onyx-Steinen liegt der Panther lässig da mit einer ausgestreckten Tatze, als würde er sich ausruhen.

Getragen räkelt sich die große Katze dagegen verführerisch ums Handgelenk, als wolle sie sich an willige feminine Beute anschleichen. Im Jahre 1952 gab die Duchess of Windsor das Panther-Armband in Auftrag und die Cartier-Chefdesignerin Jeanne Troussaint schuf ein ikonisches Schmuckstück, das ihr selbst den Beinamen „La Panthère“ einbrachte und als Motiv bis zum heutigen Tag die Kollektionen der Marke prägt. 

Es war Wallis Simpson nicht vergönnt, den Thron an der Seite ihres königlichen Gemahls Edward VIII einzunehmen: Das englische Volk war im Jahre 1937 noch nicht reif für eine zweifach geschiedene bürgerliche Amerikanerin in diesem hohen Amt. Die Presse zerriss Wallis und die vielen abenteuerlichen Affairen, die ihr nachgesagt wurden. Im englischen Königshaus wurde „diese Frau“ geschnitten und bis zu ihrem Lebensende kein einziges Mal empfangen. Edward VIII dankte ab und gab damit alles auf für die Liebe seines Lebens – Ein Herz und Keine Krone.

Wallis, nach ihrer Heirat nunmehr immerhin Duchess of Windsor, begnügte sich mit dem Titel „Queen of Style“: die attraktive, nicht mehr ganz junge Dame begeisterte und inspirierte Frauen weltweit mit ihrer exquisiten Garderobe und ihrem ausgefallenen Schmuck. Das illustre Paar lebte im luxuriösen Exil abwechselnd in den USA und Frankreich und blieb bis zu Edwards Tode 1972 verheiratet.  Ob er seine Entscheidung je bereut hat? Oder sie?  Ihr Käfig hatte goldene Stäbe, aber der Groll gegenüber dem Schicksal und der königlichen Familie verging  nie. Die Duchess of Windsor verstarb 1986 in Paris im stolzen Alter von 89 Jahren und hinterließ eine Fülle pikanter Geschichten und jede Menge wertvollen Schmuck, darunter auch das legendäre Armband mit dem Panther.

Der Geschäftsmann Mohammed al Fayed, Milliardär und Eigentümer des Londoner Nobelkaufhauses Harrods, ersteigerte das Pantherarmband und weitere Schmuckstücke aus dem Nachlass Wallis Simpsons 1987 für umgerechnet 1,6 Millionen Euro – eine Rekordsumme für die damalige Zeit, die über den reinen Materialwert der Schmuckstücke hinaus vor allem den historischen Wert würdigte.

26 Jahre später kamen der Panther-Armreif und 19 weitere Schmuckstücke erneut bei Sothebys unter den Hammer. Vier telefonische Bieter trieben den Preis höher und höher, bis einer von ihnen mit 8,4 Millionen den Zuschlag bekam; bis heute ist er oder sie anonym geblieben. In einer Kapriole des Schicksals kam der Gesamterlös dieser Versteigerung einer Stiftung im Namen von Mr. al Fayeds Sohn Dodi zugute; dieser war bei einem tragischen Autounfall an der Seite seiner Geliebten in Paris ums Leben gekommen – auch sie eine Frau, die vom britischen Königshaus über ihren Tod hinaus geschmäht wurde…Wir alle kennen ihren Namen…

Ihre
Silke Leicht