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Legendäre Edelsteine

Männersache

Diamant
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Edelsteine zwischen Geschichte und Geschichten – die Kolumne von Silke Leicht

“Schmuck – man muss es an dieser Stelle einfach mal offen aussprechen –  ist in Wirklichkeit Männersache! Von Höhlenmalereien und archäologischen Funden wissen wir, dass das Tragen von Schmuck schon im Ursprung der Menschheitsgeschichte ein Männerthema war: kaum war das erste Mammut erlegt und in grillbare Einzelteile zerlegt, wurden seine Zähne und Krallen zu schmückenden Ornamenten umfunktioniert: stark wie ein Bär, viril wie ein Auerochse, dieses Image sollten die um den Hals gehängten und durch die Ohren gestochenen Trophäen transportieren.

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Bei den alten Römern und viel später im Mittelalter waren Schmuck und Edelsteine als maskuline Statussymbole extrem angesagt; so war zum Beispiel das Tragen von Diamanten lange ausschließlich den hochwohlgeborenen Herren vorbehalten. Man hatte das Instrumentarium zum Schleifen des härtesten aller Gesteine noch nicht erfunden, daher wurden die Steine als eher stumpf polierte Rohdiamanten getragen. Es liegt doch auf der Hand – erst als die Diamanten begannen zu funkeln, wurden sie auch für die Damenwelt interessant! Maria die Schöne von Burgund ging 1477 als erste Trägerin eines Diamant-Verlobungsringes in die Geschichte ein. Seither haben wir Frauen das Diamanten-Privileg und unsere glitzernden besten Freunde nicht mehr hergegeben…

Viele männliche Schmuckliebhaber stechen durch die Jahrhunderte heraus aus dem Heer der anonym gebliebenen Juwelenträger. Nero zum Beispiel, er war seines Zeichens römischer Kaiser und seine sensitive Seite ist uns überliefert; er weinte heiße Tränen, während Rom auf seinen Befehl brannte. Nero ist geschichtlich auch bedeutsam als welterster Brillenträger: zum Ausgleich seiner starken Kurzsichtigkeit trug er zwei geschliffene Berylle (= Smaragde) zur optischen Vergrößerung des Geschehens. Somit war nicht nur der Name „Brille“ für die Sehhilfe entstanden, es wurde auf einen Streich auch noch die getönte Sonnenbrille erfunden!

Ein Schmuckträger ganz anderen Kalibers war der große Reformator Martin Luther. Kurfürst Friedrich der Großmütige belohnte ihn 1530 für seinen Einsatz um die Übersetzung der Bibel ins Sächsische mit einem Siegelring, den eine in Karneol geschnittene Luther-Rose ziert. Man kann den Original-Ring heute im Grünen Gewölbe in Dresden bestaunen und wundert sich über die Ringweite: hatte Junker Klaus Finger wie Thüringer Würste? Nein – in Wirklichkeit trug der Mann von Welt zur damaligen Zeit seine Ringe ÜBER dem Handschuh, da musste der Reif eben mit ein wenig mehr Gold gearbeitet werden.
In späteren Jahrhunderten ging das Schmuck-Gen den Männern nach und nach verloren. Wenige schillernde Ausnahmen bestätigen die Regel: man könnte den amerikanischen Entertainer Liberace nennen, der nach seinem Lebensmotto „Zuviel des Guten ist wundervoll!“ alles Glitzernde liebte und seinen Flügel mit mehreren Ringen pro Finger spielte.

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Oder den Sänger Elton John, der mit seinem Faible für extravagante Brillen auf den Spuren Neros wandelt.

Heute sind auffälliger Männer-Schmuck und große Edelsteine eher in der Rapper-, Rocker- und Sportler-Szene verankert. Bis in die Schatullen von Otto Normalverbraucher und seinen Freunden schafft es neben dem Ehering allenfalls der vereinzelte Siegelring, das eher verpönte Halskettchen oder ein Armband bei den ganz Verwegenen. Da möchte man ausrufen: Männer, wollt ihr euch das in Jahrtausenden erarbeitete Privileg des Tragens von Schmuck und edlen Steinen wirklich so kampflos von uns Frauen aus der Hand nehmen lassen?! Ich frage für einen Freund…”
Ihre
Silke Leicht