Legendäre Edelsteine

Der Verlobungsring Napoléon Bonapartes

Diamant
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Edelsteine zwischen Geschichte und Geschichten – die Kolumne von Silke Leicht

“Die Revolution hatte in Frankreich alles ordentlich durcheinander gewirbelt. In jenen blutigen Zeiten, als die Revolution bereits ihre eigenen Kinder fraß, stießen in Paris zwei sehr unterschiedliche Menschen aufeinander: Joséphine de Beauharnais und Napoléon Bonaparte. Himmelweite soziale Unterschiede trennten die einflussreiche Adlige und den sechs Jahre jüngeren Parvenu aus Korsika. Doch Napoleon verliebte sich auf den ersten Blick in die schöne Witwe, die himmelweit über ihm stand – gesellschaftlich und in Bezug auf Charme und Körpergröße.

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Noch kann der korsische General seiner Angebeteten wenige irdische Reichtümer bieten. Der Verlobungsring, mit dem Napoléon sie 1796 um ihre graziöse Hand bittet, ist ein schlichter Goldreif mit zwei birnenförmigen Edelsteinen, einem Diamanten und einem Saphir. Toi et Moi nennt sich dieses schnörkellose Design voller romantischer Bedeutung: Du und Ich, ein unvergängliches Band besetzt mit zwei Edelsteinen, die die Vereinigung zweier Menschen symbolisieren. Joséphine nimmt seinen Antrag an und Napoléon ist im Glück! Schon einen Monat später sind die beiden verheiratet und die frischgebackene Bürgerin Bonaparte schreibt einer Freundin „…mein Mann liebt mich nicht, er vergöttert mich! Ich glaube, er wird noch verrückt…“ Er wiederum schreibt seiner Ehefrau mehrfach täglich glühende Briefe – eines der bekanntesten Zitate daraus „Wasche dich nicht, ich komme in drei Tagen!“ muss man natürlich im historischen Kontext lesen…

Joséphines gesellschaftlicher Einfluss gibt Napoléons Karriere die nötige Starthilfe; er dankt es ihr  mit seiner Liebe und füllt ganze Paläste für sie mit Schätzen aus seinen Kriegszügen. An seiner Seite steigt sie auf in die allerhöchsten Gefilde der französischen Gesellschaft und wird schließlich 1804 in Anwesenheit des Papstes von ihrem Ehemann eigenhändig zur Kaiserin gekrönt. Das Glück hält nicht an, denn sein Nebenbuhler im allerhöchsten Ehebett ist nicht nur der Mops Fortuné, der den Bräutigam schon in der Hochzeitsnacht gebissen haben soll. Napoléons Frau betrügt ihn immer wieder, sobald er auf Geschäftsreise ferne Länder erobert. Er revanchiert sich mit unzähligen Techtelmechteln,  die sein Herz nicht berühren.

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Das unvergängliche Band der Liebe hätte vielleicht dennoch gehalten – wenn Joséphine ihm doch nur einen Erben für das neue Kaiserreich hätte schenken können! So wurde zwei Jahre nach der Krönung aus Toi et Moi:  Adieu Mon Amour. Napoléon ließ sich aus Staatsräson scheiden und die ungeliebte Nachfolgerin aus Österreich übernahm Krone und Kaiserbett. Der Rest ist Geschichte. Joséphine verbrachte die letzten Jahre ihres so kurzen Lebens standesgemäß im Schloss Malmaison bei Paris und das Kaiserreich Napoléons wurde vom Wind der Geschichte verweht. Allein der Verlobungsring blieb durch die Jahrhunderte erhalten: der schlichte Ring wurde von einem Nachkommen der Familie im Jahr 2013 zur Versteigerung gegeben und erzielte den erstaunlichen Preis von knapp EUR 900.000,-  (der Schätzwert lag bei EUR 12.000,–).

Mit ihrem Verlobungsring hinterließen Napoléon und Joséphine damit ein Design, das ihre Ehe und das französische Empire  um Jahrhunderte überdauerte:  Toi et Moi. Sängerin Ariana Grande  und Schauspielerin Megan Fox beispielsweise sagten im Jahr 2021 „Ja“ zu einem Toi et Moi-Ring, in Fox‘ Fall besetzt mit den Geburtssteinen Diamant und Rubin. Ihr Verlobter Machine Gun Kelly beschreibt die Edelsteine im Ring mit den gefühlvollen Worten:“…die sich wie zwei Hälften einer Seele zusammen fügen und das undurchsichtige Herz bilden, das unsere Liebe ist.“ Man hätte es kaum romantischer ausdrücken können…”

Ihre
Silke Leicht