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Legendäre Edelsteine

Der Grüne Dresden

Diamant
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Legendäre Edelsteine – die neue Kolumne von Silke Leicht

“Es gibt steinerne Legenden, legendäre Steine und in Stein gemeißelte Historie. Und viele Geschichten, die sich um diese ranken. Vieles ist gut überliefert – oder einfach nur gut erfunden. So glauben zum Beispiel bis heute nicht alle Menschen daran, dass die Erde keine Scheibe ist, Karl der Große wirklich gelebt hat und Menschen auf dem Mond gelandet sind… Zum Glück lassen sich manche Dinge mit Händen greifen und mit eigenen Augen bewundern, zum Beispiel Stein gewordene Naturgeschichte in Form berühmter historischer Edelsteine.

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Da gibt es berühmte Diamanten, die nach Filmschauspielerinnen benannt sind und berüchtigte Saphire, die dem Besitzer nur Unglück bringen. Der prominenteste in Deutschland beheimatete historische Edelstein ist ohne Frage der Grüne Dresden. Zuhause ist er im Grünen Gewölbe im Residenzschloss zu Dresden; diese Schatzkammer ist seit dem spektakulären Einbruch im vergangenen Jahr sprichwörtlich in aller Munde – glücklicherweise kamen die Diebe nicht in die Nähe dieses Edelsteins, der zum Tatzeitpunkt einen ausgedehnten New York-Urlaub im Metropolitan Museum machte.

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Beim Grünen Dresden handelt es sich erstaunlicherweise um einen Diamanten, der mit 41ct. zu den Großen unter den Seltenen gehört. Diese Farbe! Apfelgrün strahlend und somit von äußerster Rarität, schön und außergewöhnlich zugleich. Auch der Schliff zum tropfenähnlichen Briolette ist ungewöhnlich und trägt zu seiner Einzigartigkeit bei.

Diese Besonderheit wird die Begehrlichkeit des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II geweckt haben, als ihm der Stein im Jahre 1742 für satte 40.000 Taler angeboten wurde. Zum Vergleich: damals gab es für diesen Betrag schon das eine oder andere mittelgroße Schloss samt Park und Folterkammer zu kaufen. Das Gespräch zwischen Friedrich August und seiner Gemahlin Maria Anna hat sich mit Sicherheit wie folgt abgespielt:

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“Maria, meene Gudeschde, gugg emol däs Schteinschen! Äs leuschtet so grien wie däääne Oochen, isch möschte äs haben!”
“Oschwerbleede,  August – was dusd du unser Vermöschen ferblemborn, die ganze Schdadd ist schon voller Andschigwidäden! Isch möschte lieber ääne schnällere Gudsche und määne Oochen sind doch praun!”

Aber da Friedrich August über einen sächsischen Diggnischl verfügte und M…enschen im Allgemeinen nicht immer auf die Stimme der Vernunft hören, wurde der Grüne Diamant aus der staatlichen Familienkasse gekauft und avancierte zum Spitzenstück der grün gestrichenen Schatzkammer im Dresdner Residenzschloss. Nach einer wechselhaften Karriere als Prachtstück in Orden und Hut-Agraffe, im Versteck während etlicher Kriege und einem mehrjährigen Aufenthalt in der Sowjetunion als Kriegsbeute  kehrte der Grüne Dresden schließlich 1959 wieder an seinen angestammten Platz im Schloss zurück.

Die Geschichte hat Friedrich August letztendlich recht gegeben: mutige Investitionen in außergewöhnliche Seltenheiten zahlen sich aus, man muss nur lange genug warten. Heute zählt das wertvolle Schteinschen zu den Hauptattraktionen im Neuen Grünen Gewölbe in Dresden und zieht jedes Jahr Zehntausende von Besuchern (und eben manchen Einbrecher) an. Und die neue Kutsche hätte schon längst keinen TÜV mehr bekommen…”

Ihre
Silke Leicht